Wie lässt sich verhindern, dass ein Softwareprodukt schon vor dem Go-live schlechtgeredet wird? Wie sorgt man innerhalb des Projektteams für zusätzliche Motivation und Identifikation mit Projekt und Produkt?
Marketing ist meiner Erfahrung nach ein insbesondere im IT-Bereich unterschätztes Werkzeug. In Projekten und in der Produktentwicklung sind wir darauf fokussiert, alles fachlich und technisch richtig zu machen. Darüber vergessen wir manchmal, unsere Stakeholdern und Kunden über das zu berichten, was da auf sie zukommt: Ein neues Produkt, neue Arbeitsabläufe, vielleicht sogar ein neues Geschäftsmodell. Solche Veränderungen lösen bei vielen Menschen Fragen und Ängste aus: „Werde ich mit dem Neuen klarkommen?“ „Ist mein Arbeitsplatz in Gefahr?“
Diese Frage bekam ich in einem meiner Projekte als Agile Coach gestellt. Meine Antwort: „Indem wir um Verständnis werben. Dazu müssen wir transparent mit der Vision, den Zielen und den Auswirkungen unseres Projekts und des in diesem Projekt entstehenden Softwareprodukts umgehen.“ Und so beschlossen wir, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Das hatte es in diesem Unternehmen zuvor noch nicht gegeben. Überall im Haus klebten professionell gedruckte Plakate, in den Fahrstühlen luden Bodenaufkleber zu der Veranstaltung ein.
Endlich war es soweit: Wir öffneten die Türen zu unseren Projekträumen und warteten auf die Besucher*innen. Und sie kamen. Zahlreich. Und stellten viele Fragen, die wir offen und ehrlich beantworteten. Zum Schluß bekamen alle eine Produktbox. Die sah aus wie die Boxen, mit denen früher die CD-ROMs für Softwareprodukte verkauft wurden. Sie enthielt einen Flyer und einen Magneten mit dem Projektlogo – zur nützlichen Erinnerung an diesen Tag und an das Softwareprodukt, von dem die Besucher*innen an diesem Tag einen ersten Eindruck gewinnen konnten.
Die Herstellung von Marketingmaterial ist heutzutage nicht teuer. Das Design kostet hingegen mehr Zeit und Geld als der Handzettel, der mit Microsoft Word erstellt und auf dem Bürodrucker ausgedruckt wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, das viele Menschen von der Professionalität des Marketingmaterials auf die Professionalität des Projekts beziehungsweise Produkts schließen. So betrachtet kann man mit guten Projektmarketing vergleichsweise einfach für einen guten Ruf sorgen. Voraussetzung ist natürlich, dass es im Projekt jemanden gibt, der die Grundlagen des Mediendesigns beherrscht. Hier komme ich dann oft ins Spiel.
Konkrete Beispiele aus meinen Projekten kann ich an dieser Stelle leider nicht bieten – das verbietet der Kundenschutz. Aber ich bin auch im Ehrenamt und in meinen Büchern gestalterisch tätig:
Im Jahr 2018 habe ich damit begonnen, die Jahresberichte der Freiwilligen Feuerwehr Wedel als Broschüre zu produzieren. Seitdem werden diese Berichte tatsächlich gelesen …
Mein bisher größtes Projekt war der Drucksatz unseres Buchs „Management Y„. In enger Zusammenarbeit mit dem Campus-Verlag ist daraus ein schönes Buch entstanden.