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W-JAX 2009: Brezn, Brogrammiersprachen, BPM

Auch wenn morgen offiziell der letzte W-JAX-Tag ist: Am Donnerstagabend rüstet sich das Gros des IT-Volks zur Heimreise. Vier Tage W-JAX liegen nun hinter mir, und der Blumenstrauß an Erfahrungen und Informationen ist bunt.

Am Montag bot der Agile Day eine gesunde Mischung aus Anwenderbeiträgen (mobile.de, XING) und Expertenvorträgen (Coldewey, Wolf, Eckstein). Persönlicher Höhepunkt war die Pecha-Kucha-Session „Mein agiler Koffer“ – mein erstes Pecha Kucha!

Ein Highlight am Dienstag war die kurzweilige Keynote von Ted Neward. Er hat den bis auf den letzten Platz gefüllten großen Ballsaal des Westin Grand Hotels davon überzeugen können, dass uns die Zukunft eine Vielfalt an Programmiersprachen bescheren wird, und dass die Diskussion über und die Arbeit mit diesen Sprachen eine Bereicherung darstellt. Derart inspiriert ließ ich mich auf die Reise von Java nach Groovy ein – fühlte mich am Reiseziel aber nicht sonderlich heimisch. Danach wollte ich mich von Eberhard Wolff eines Besseren belehren lassen, was den Entwurf von Enterprise-Java-Anwendungen angeht. Der Vortrag war sehr Spring-lastig (Zitat: „Ich kann leider nur Spring“). Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Leider brachte er nicht viel Neues, und einige der vorgestellten „typischen Fehler“ waren nicht ganz schlüssig – was aber gleichermaßen für die vorgeschlagene Lösung galt. „S.O.S. – Mein Chef sagt, wir brauchen einen ESB!“, rief uns Thilo Frotscher in seinem Vortrag entgegen. Ich hatte erwartet, dass er entweder für oder gegen einen ESB plädiert. Sein Vorschlag aber war, eine ESB-artige Architektur aus Open-Source-Komponenten im Eigenbau zu erstellen. Zumindest eine überraschende Variante. Der Tag klang angenehm und anregend mit Stefan Zörners kritischen Betrachtungen von Zertifizierungen für IT-Architekten aus. Allein für den Titel „Certified Quacksalber“ hätte Stefan einen Sonderpreis verdient.

Die Reise in die Groovy-Welt war wie gesagt nichts für mich. Das sollte sich am Mittwoch beim Ausflug nach Scala ändern. Arno Haase ließ es sich nicht nehmen, seine Einführung in die objektorientiert-funktionale Sprache komplett ohne Folien und nur mit einer IDE bewaffnet zu gestalten. Das verlieh dieser Veranstaltung (ungewollt?) eine interaktive Note – und zwar immer dann, wenn die IDE einen Compiler-Fehler meldete und der gesamte Saal den Code inspizierte, um den Fehler zu finden. Merke: Scala braucht mehr Klammern, als manch einer denkt. Dermaßen Scala-gestärkt konnte ich sogar der Keynote des Scala-Vaters Martin Odersky folgen, der im Schnelldurchlauf die Sprache vorstellte und einen Ausblick auf deren Zukunft gab. Sehr speziell, aber sehr interessant war der Vortrag von Emmanuel Bernard über den Bean-Validation-Standard (JSR-303). Dieses Validation-Framework ist technisch wirklich clever umgesetzt. Es ist ohnehin immer faszinierend, wenn man einem echten Experten (und Spec Lead) lauschen kann, der voll im Thema drin ist. Dann war ich dran, um über den Sinn und Unsinn von Standards zu referieren. Anschließend belohnte ich mich mit der schönen Zusammenfassung der agilen Aufwandschätzung, ansprechend in Szene gesetzt von Henning Wolf und Andreas Havenstein.

Am Donnerstag habe ich dann gelernt, was man mit Scala so alles anstellen kann. Beispielsweise lässt sich elegant (zumindest für den Anwender) eine domänenspezifische Sprache zum angenehmeren Umgang mit OSGi-Services definieren. Der von Heiko Seeberger vorgestellte Ansatz (ScalaModules) hat mich überzeugt – soweit man nach 30 Minuten Folien und Kommandozeilen-Demos überhaupt von Überzeugung sprechen kann. Anschließend stand für mich der BPM Day auf dem Programm. Jakob Freund zeigte gewohnt fundiert und kurzweilig seine Sicht auf die BPM-Welt – verlor aber das Thema seines Vortrags („BPMN 2.0 – Wird BPEL nicht gebraucht?“) zunehmend aus den Augen und ließ zudem Bernd Rücker kaum zu Wort kommen 😉 Volker Stiehl beschränkte sich in seinem Vortrag nicht darauf, die integrierte BPM(N)(2.0)-Plattform namens „Composition Environment“ seines Arbeitgebers SAP vorzustellen, sondern verdeutlichte auch sehr anschaulich, das zum Entwerfen einer funktionierenden BPM/SOA-Landschaft mehr gehört als ein wenig Uhu-Code zwischen Process Engine und ESB. Das ergänzte Jakobs BPM-Aufklärungsarbeit um den SOA-Aspekt. Damit nicht genug, machten Jo und ich in unserem Vortrag über die „Königskinder“ Business Process Engine und Business Rule Engine deutlich, das es für die Familienzusammenführung kein Patentrezept, dafür aber viel zu beachten gibt. Waren diese vielen kritischen Hinweise am BPM Day ein frustrierendes Zeichen dafür, dass BPM und SOA nicht funktionieren? Mitnichten! Sie zeigen nur, dass man diese Themen – wie alle anderen IT-Themen auch – ernsthaft betreiben muss. Schließlich machten Jo und ich uns sofort auf den Weg zu dem großen Flughafen in der Nähe von München, um unseren Flieger gen Hamburg zu erwischen. Jetzt gibt’s wieder Fischbrötchen statt Brezn und Astra statt Weißbier.

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