Wie in meinem Konferenzbericht erwähnt, durfte ich auf der diesjährigen SEACON die Fishbowl von Klaus Marquardt übernehmen, der leider krankheitsbedingt absagen musste. Klaus‘ Frage für die Fishbowl lautete: „Jenseits von Agilität und Softskills: Was verhilft Projekten zum Erfolg?“ Da diese Frage auf großes Interesse bei den Konferenzteilnehmern stieß, wollten wir die Session nicht ausfallen lassen – eine gute Entscheidung.
Der Beginn der Diskussion hielt für mich eine tolle Erkenntnis parat: Ich hatte nach Erfolgsfaktoren jenseits der Domänen „Agilität“ und „Softskills“ gesucht, wohingegen viele Teilnehmer die beiden Begriffe nicht als Domänen, sondern als Buzzwords begriffen hatten. Mit dieser Definition fiel es zumindest mir deutlich leichter, Erfolgsrezepte zu finden.
Ein Teil der Diskussion rankte um die Frage, wann ein Projekt erfolgreich ist. Wer definiert den Erfolg? Ich (Erfolg ist, wenn ich tun kann, was ich schon immer mal tun wollte)? Mein Kontext (Projektleiter, Abteilung, Stakeholder, Firma, …)? Lässt sich dieser Erfolg prognostizieren? Wenn ja: was sind die Indikatoren für Erfolg?
Im Laufe der Diskussion wurden viele verschiedene Erfolgsfaktoren zusammengetragen, die ich hier unpriorisiert und unkommentiert aufführe:
- Die drei Erfolgsfaktoren aus Jim Collins‘ Buch „Great by Choice“: Fanatic Discipline, Productive Paranoia, Empirical Creativity.
- Disziplin (ohne Fanatismus). Ein Teilnehmer schlug alternativ den Begriff „Tapferkeit“ vor. Damit würdigt er einen Mitarbeitertypus, der auch dann standhaft diszipliniert bleibt, wenn vermeintlich notwendige Workarounds gewünscht oder gar gefordert werden.
- Ergebnisorientierung
- Konsultation von Experten
- „versteckte“ Soft Skills, z.B. Motivation und die Kunst des Zuhörens
- fachliche Qualifikation
- Fingerspitzengefühl und Intuition, basierend auf der Erfahrung und der Fähigkeit zu Lernen und zu Prognostizieren
- Kundennähe
- Kapselung von Projekten, Abschirmung nach außen
- Marktbeobachtung
- ein gutes Erwartungsmanagement
- Augenmaß
- eine greifbare und gut kommunizierte Vision (z.B. in einem Kick-off-Meeting, das wichtig für den guten Projektstart ist, aber im Scrum Guide nicht auftaucht)
- rechtzeitig Verbindlichkeit schaffen
- Spielregeln festlegen, die explizit (!), aber nicht unumstößlich sind
- das Akzeptieren schlechter Nachrichten als Ausgangspunkt von Verbesserungen
- das Akzeptieren von (frühem) Scheitern als Option; der Erfolg ist in diesem Falle das eingesparte Geld und die eingesparte Zeit
Als Erfolgsfaktor werteten alle Teilnehmer die Tatsache, dass Agilität und Softskills mittlerweile ganz selbstverständlich als Erfolgsfaktoren gewertet werden.
Der schönste Erfolgsfaktor lautete: Glück. Wer möchte dem widersprechen?